Zähneknirschen (Bruxismus): Folgen und Behandlungsmethoden
Was ist Zähneknirschen (Bruxismus)?
Das Zähneknirschen (lateinisch Bruxismus) zählt zu den sogenannten Parafunktionen, das heißt, dass es eine Aktivität des Kausystems darstellt, die keinem zweckmäßigen Gebrauch (zum Beispiel Nahrungszerkleinerung) dient. Es verläuft zumeist unbewusst nachts beim Schlafen, aber tritt auch tagsüber auf. Beim Zähneknirschen reiben und pressen die davon Betroffenen die Zahnreihen von Ober- und Unterkiefer aufeinander, wodurch Schäden an der Zahnsubstanz, vor allem Abriebe am Zahnschmelz entstehen.
Ruhestellung des Kiefers
Abseits der Mahlzeiten oder sonstiger zweckdienlicher Aktivitäten befindet sich der Unterkiefer in der sogenannten Ruheschwere oder Schwebehaltung. Dabei bleiben die Kaumuskeln entspannt, sodass sich die Ober- und Unterkieferzähne nicht berühren, sondern zwischen ihnen ein Abstand von etwa zwei bis vier Millimetern frei bleibt.
Störung der Ruheschwere
Der Normalzustand der Ruheschwere ist beim Bruxismus zeitweise gestört, das Gebiss arbeitet gewissermaßen auch in den Phasen, in denen es eigentlich nichts zu tun hat und sich ausruhen sollte. Mehr noch: Gegenüber der zweckgerichteten Aktivität der Nahrungszerkleinerung findet nicht nur zeitlich eine Überaktivität (die Kontaktdauer der Oberkieferzähne mit den Unterkieferzähnen erhöht sich von ca. 30 Minuten täglich auf meistens stattliche zwei Stunden) statt, sondern auch hinsichtlich der Intensität. Beim (zumeist nächtlichen) Zähneknirschen reiben und pressen die Zähne nämlich mit einer viel stärkeren Kraft aufeinander als beim normalen Kauvorgang, wodurch die Zahnhartsubstanz und der Zahnhalteapparat einer schädlichen Dauerbelastung ausgesetzt werden. Diese Erhöhung der Kaukraft wird nachts nicht oder kaum wahrgenommen, da die Schmerzschwelle des Menschen im Schlaf deutlich erhöht ist. Tagsüber würde das starke pressen weh tun und daher bemerkt und wohl vermieden werden.
Folgen und Symptome
Der Bruxismus mit dem Zähneknirschen kann sich in folgenden Symptomen äußern und folgende Schädigungen herbeiführen:
- Zahnschmerzen
- Abrasion (Abrieb) des Zahnschmelzes (vor allem bei Personen mit weichem Schmelz) bis an die Dentin-Grenze oder sogar darüber hinaus, Folgen: Die Zähne werden anfälliger für Karies und sind häufig auch ästhetisch beeinträchtigt (zu kurze Zähne).
- Schwächung des Zahnhalteapparates bis zur Zahnlockerung, schlimmstenfalls bis zum Zahnausfall
- Kiefergelenkschmerzen (Craniomandibuläre Dysfunktion / CMD)
- Fehlregulationen der Muskel- und Gelenkfunktionen
- Ohrgeräusche (Tinnitus)
- Ohrenschmerzen
- Schwindelzustände
- Sehstörungen
- Übelkeit
- Verspannungen und Verhärtungen der Gesichtsmuskulatur
- Verhärtungen und Verstärkung der Kaumuskulatur
- Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich
- Gesichtsschmerzen
- Schläfenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Brechen der Zähne an deren Längsachse
- Kieferknacken
- Blockierungen bei der Mundöffnung
- Entzündliche Prozesse in den Kiefergelenkflächen und den Gelenkkapseln
- Dehnungen an den Bändern des Kiefergelenks
- Verschiebung der Frontzähne nach vorne.
Diagnose
Das Zähneknirschen kann frühzeitig von Außenstehenden bemerkt werden, die Betroffene auf ihr Problem aufmerksam machen können, in erster Linie von Lebenspartnern, die den Bruxismus anhand von nächtlichen Knirschgeräuschen mitbekommen. In der Zahnarztpraxis ist das Zähneknirschen erst anhand bereits fortgeschrittener sichtbarer Folgen diagnostizierbar, vor allem anhand …
- von Schleifspuren an den Zähnen,
- abgewetzten Zahnkronen oder
- Vergrößerungen im Bereich der Kaumuskulatur.
Therapieansätze beim Zähneknirschen
Bruxismus lässt sich mit verschiedenen Therapieansätzen bekämpfen:
Schienentherapie
Dem Bruxismus kann mit dem nächtlichen (zuweilen auch ganztäglichen) Tragen einer sogenannten Knirscher- oder Aubissschiene begegnet werden. Es handelt sich dabei um eine durchsichtige Kunststoffschiene, die passgenau in einem zahntechnischen Labor hergestellt und auf die Unterkieferzähne gesetzt wird. Sie verhindert den Abrieb des Zahnschmelzes und entlastet Gelenke und Kaumuskulatur. In der Regel werden Aufbissschienen von den gesetzlichen Kassen vollständig bezahlt, Zahnzsuatzversicherungen leisten in aller Regel auch, wenn die gesetzliche Kasse nicht einspringt.
Physiotherapie
Physiotherapeutische Übungen und andere Maßnahmen wie Massagen im Kieferbereich oder Wärmebehandlungen helfen dabei, die Kaumuskulatur zu entspannen und Beschwerden zu lindern.
Selbstbeobachtung
Da das Zähneknirschen zumeist unbewusst abläuft, kann es hilfreich sein, es sich durch verstärkte Selbstwahrnehmung immer wieder ins bewusstsein zu rufen, um willentlich und bewusst gegensteuern zu können. Hilfreich können dabei Markierungen (zum Beispiel kleine farbige Aufkleber) auf Gegenständen sein (PC-Bildschirm etc.), die häufig vom Blick erfasst werden.
Entspannungstherapie
Die Einübung von Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training kann dabei helfen ein oft für den Bruxismus verantwortliches hohes Stressniveau zu senken.
Verbreitung
Das Zähneknirschen ist ein sehr verbreitetes Problem, von dem viele Erwachsene betroffen sind, denn an fast allen Zähnen sind entsprechende Abschleifspuren zu finden. Das Phänomen kommt allerdings in höchst unterschiedlichen Intensitäten vor und ist in seinen leichten Formen nicht unbedingt behandlungsbedürftig.
Zähneknirschen und Bruxismus bei Kindern
Bruxismus bei Kindern ist meistens physiologisch bedingt und tritt als normale Erscheinung häufig vor oder nach dem Zahnwechsel bzw. währenddessen auf. Innerhalb dieser Phasen muss sich nämlich die Okklusion, also die Feinabstimmung des Zusammenbisses zwischen oberer und unterer Zahnreihe, einschleifen und zurechtbeißen.
Ursachen
Die häufigste Ursache des Zähneknirschens ist Stress, den manche, aber natürlich nicht alle Gestressten auf diese Weise vor allem in der Nacht während der Traumphasen (REM-Phasen) verarbeiten. Bruxismus kann daneben allerdings auch durch
- Erkrankungen des Zahnhalteapparates,
- schlecht sitzenden Zahnersatz (Brücken, Kronen, Prothesen),
- schlecht sitzende Zahnfüllungen,
- funktionelle Störungen des Kiefergelenks (Craniomandibuläre Dysfunktion) und (in seltenen Fällen) durch
- multiple Sklerose
ausgelöst werden.
Risikofaktoren
Zähneknirschen (Bruxismus) kann sich bei Menschen, die dazu neigen, überdies durch folgende Risikofaktoren noch verstärken:
- bestimmte Medikamente (zum Beispiel Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)
- Schlafstörungen (Schnarchen, Schlafapnoe-Syndrom, Tagesmüdigkeit)
- Alkohol
- Koffein (Kaffee, Tee, Cola, Energy-Drinks)
- Rauchen.
Prophylaxe: Zähneknirschen vermeiden
Da Stress den häufigsten Auslöser des Zähneknirschens darstellt, sind Stressvermeidung und Stressabbau die geeignetsten Maßnahmen, um dem Bruxismus vorzubeugen. Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können dabei helfen.