Zahnspange für Erwachsene und Kinder: Behandlung, Einsatzmöglichkeiten und Kosten
Was ist eine Zahnspange?
Zahnspange (oder Zahnklammer) ist ein umgangssprachlicher Sammelbegriff für zahnmedizinische Apparaturen, die Zahn- und Kieferfehlstellungen korrigieren. Behandlungen mit einer Zahnspange können von Zahnärzten und von Fachärzten für Kieferorthopädie auf dem Wege unterschiedlicher Behandlungsformen und mittels verschiedener Behandlungsmittel durchgeführt werden.
Behandlungsbeginn und -zeiträume
Eine Zahnspange kann als Therapiemaßnahme in unterschiedlichen Phasen der Zahn- und Kieferentwicklung eingesetzt werden.
Früh-Maßnahmen
Früh-Maßnahmen setzen in der Regel zwischen dem vierten und dem siebten Lebensjahr ein und dauern meistens ein oder eineinhalb Jahre. Sie werden notwendig bei folgenden Indikationen:
- Kreuzbiss
- offener Biss
- extreme Unterkieferrücklage
Jugendliche
Am häufigsten wird eine Zahnspange bei Patienten im Alter von neun bis 14 Jahren zu Therapiezwecken eingesetzt, da in dieser Zeit die natürlichen Wachstumsschübe ausgenutzt werden können. Eine Behandlung dauert durchschnittlich zwei bis vier Jahre, wobei die Behandlungsdauer von der Art der Zahn- oder Kieferfehlstellung, der Art der Zahnspange sowie nicht zuletzt von der Mitarbeit des Patienten abhängig ist. Zu dieser Mitarbeit zählen:
- regelmäßiges Einhalten der Kontrolltermine
- Befolgen der Anweisungen des Kieferorthopäden (Einhaltung der Tragezeit, eventuelles nachstellen einer losen Zahnspange)
- gebotene Mundhygiene
Erwachsene
Eine Zahnspange kann aber auch noch im Erwachsenenalter eingesetzt werden, da vor allem das Gebiss prinzipiell mechanisch beweglich bleibt. Wachstumsphasen und Wachstumsschübe können nun aber nicht mehr genutzt werden, um Fehlstellungen zu beseitigen.
Herausnehmbare Zahnspangen
Wie ihr Name schon sagt, handelt es sich bei herausnehmbaren Apparaturen um solche, die nicht fest mit dem Gebiss verbunden sind und daher nicht die ganze Zeit über getragen werden müssen. Im Bereich der herausnehmbaren Spangen binnendifferenziert man zwischen …
- aktiven Platten für Ober- und Unterkiefer und
- funktionskieferorthopädischen Geräten (FKO-Geräten).
Aktive Platten
Besonders bei Kindern im Wechselgebiss-Stadium ist der Einsatz von aktiven Platten sinnvoll, denn sie können den Zähnen Platz schaffen, verengte Lücken wieder öffnen, Zähne wieder einreihen und die Kongruenz der Zahnbögen wiederherstellen. Sonderformen der aktiven Platten sind
- Fächerdehnplatten,
- Y-Platten sowie
- Vorschub- und Rückschubdoppelplatten.
FKO-Geräte
Mit den sogenannten FKO-Geräten lässt sich das Kieferwachstum beeinflussen. Folgende Ziele können damit erreicht werden:
- normale Bisslage (Neutralokklusion)
- Normalisierung muskulärer Dysbalancen im Mundbereich
- Beseitigung vertikaler Anomalien (Tiefbiss, offener Biss)
Die Anfertigung von FKO-Geräten erfolgt individuell auf Gipsmodellen. Sie sind in vielen kindgerechten Farben und auch mit Bildmotiven erhältlich. Es ist bei diesen Geräten stets darauf zu achten, die verordnete Mindesttragezeit einzuhalten, damit der Behandlungserfolg nicht gefährdet wird. Es können mehrere FKO-Geräte gleichzeitig oder in Kombination mit festsitzenden Spangen zum Einsatz kommen.
Es gibt verschiedene Arten von FKO-Geräten, zu den bekanntesten zählen:
- Retainer
- Bionatoren
- Crozat-Geräte
- konfektionierte Trainer (zum Beispiel Schienenaktivatoren)
- Aligner
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Festsitzende Zahnspange
Auch bei den festsitzenden Zahnspangen sind Binnendifferenzierungen möglich. So unterscheidet man zunächst grundsätzlich zwischen
- extraoralen Hilfsmitteln (wie Gesichtsmasken, Headgear etc.), die außerhalb des Mundes getragen werden, und
- intraoralen Apparaturen (wie Multiband- oder Multibracketapparaturen), die sich ausschließlich im Mundinneren befinden.
Weitere Formen von festsitzenden Klammern:
- Herbstscharnier
- Delaire-Maske
Vorteil und Nachteile einer festsitzenden Zahnspange
Vorteil: Vorteilhaft wirkt sich bei einer festen Zahnspange die Tatsache aus, dass man bei der Tragezeit nicht mogeln kann, da sich sich Apparatur eben nicht herausnehmen lässt.
Nachteil: Die Unmöglichkeit der Herausnahme stellt zugleich insofern einen Nachteil der festen Zahnspange dar, als auch zu besonderen Anlässen keine ästhetische Korrektur möglich ist.
Multiband- oder Multibracketapparatur
Mit einer Multiband- oder Multibracketapparatur lassen sich bei ausreichendem Kieferknochenmaterial Zähne in jedem Lebensalter begradigen. Die Brackets (aus Edelstahl, Titan, Kunststoff oder durchsichtiger Keramik) werden mittels eines speziellen Zahnklebers nach einem bestimmten System exakt auf dem Zahn positioniert und daraufhin ausgehärtet. Im Anschluss an die Beklebung wird für jeden Zahnbogen ein kieferorthopädischer Bogen in die Brackets bzw. Bänder der Backenzähne eingebunden, zum Beispiel in Form farbiger oder durchsichtiger Gummiligaturen. Auf diese Weise wird der Bogen in den Brackets gehalten und kann Kräfte über das geklebte Bracket auf den gesamten Zahn ausüben.
Vorteile der Apparatur
Über den Einsatz von Multiband- bzw. Multibracket-Apparaturen wird eine kontinuierliche und dauerhafte Krafteinwirkung auf die zu bewegenden Zähne und damit ein effektiver und rascher Behandlungserfolg erreicht. Es werden exakte Bewegungen der Zähne in alle Richtungen möglich, wobei eine gute Kontrolle ihrer Höhe und ihrer axialen Ausrichtung gewährleistet bleibt, sodass auch gekippte und kompliziert verlagerte Zähne problemlos aufgerichtet und in den Zahnbogen eingeordnet werden können. Zudem ist der Behandlungserfolg nicht so sehr von der Mitarbeit des Patienten abhängig wie bei einer herausnehmbaren Zahnspange.
Risiken und Gefahren bei festsitzenden Spangen
Beim Einsatz einer festsitzenden Zahnspange können folgende Komplikationen auftreten:
- Allergische Reaktionen auf die verwendeten Materialien der Zahnspange
- Erhöhtes Risiko von Karies und Gingivitis infolge erschwerter Mundhygiene
- Gefahr von Wurzelverkürzungen durch dauerhaft zu hohe Krafteinwirkung
- Fehlerhafte Zahnbewegungen durch falsch aufgeklebte Brackets
- Zu schwache oder zu starke Zahnbewegungen durch fehlerhaft eingesetzte Bögen
Image der Zahnspange
Verglichen mit früheren Zeiten hat sich das Image festsitzender Klammern, die mittlerweile auch von prominenten Zeitgenossen ganz offen getragen werden, sehr stark verbessert. Dazu haben sicherlich auch technische Neuerungen wie unsichtbare Brackets und die Lingualtechnik beigetragen.
Kosten einer Zahnspange
Die Kosten für herausnehmbare und festsitzende Zahnspangen variieren stark, denn sie hängen nicht nur davon ab, wie viele Zähne sie umfassen sollen, sondern auch davon, welche Spangen-Variante gewählt wird. Sie können daher nur ungefähr in einem Rahmen von etwa 1.500 bis 5.000 Euro pro Kiefer angegeben werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen (und dies auch nur unter bestimmten Bedingungen, die das Patientenalter und den Schweregrad der Zahnfehlstellung entsprechend den kieferorthopädischen Indikationsgruppen betreffen) lediglich die Kosten für eine einfach Zahnspangen. Die Kostendifferenz gegenüber komfortableren und ästhetisch anspruchsvolleren Lösungen muss selbst getragen werden. Bei der Zahnzusatzversicherung hängt die Kostenübernahme vom jeweils gewählten Tarif ab: Hier ist eine Klärung der Kostenübernahme mittels eines Heil- und Kostenplans im Vorfeld der Behandlung mehr als sinnvoll.