Zahnengstand
Was versteht man unter Zahnengstand?
Der Begriff Engstand bezeichnet den Umstand, dass Zähne wegen Platzmangels zu nah beieinander stehen. Ein Engstand der Zähne kann unterschiedliche Ursachen haben, die im Folgenden genauer erläutert werden.
Primärer Zahnengstand
Genetische Gründe sind wahrscheinlich dafür verantwortlich, dass bei manchen Menschen die Zähne in Relation zum Mundraum zu groß sind oder dass der Kiefer zu klein für die Zähne ist. Man spricht bei solchen Phänomenen von einem primären Engstand.
Funktioneller Zahnengstand
Ein funktioneller Engstand kommt häufiger vor und ist auf eine mangelhafte Balance zwischen Zungen-, Wangen- und Lippenmuskulatur zurückzuführen. Der dazwischen liegende Kiefer leidet darunter, indem er nicht ordnungsgemäß wachsen kann. Die Zähne kompensieren den entstandenen Platzmangel dadurch, dass sie drehen oder kippen.
Zahnengstand: Wichtige Informationen im Video
Zahnengstand durch überzählige Zähne
Dass zu viele Zähne im Kiefer (zumeist im Oberkiefer) angelegt sind, kommt nur bei etwa einem bis drei Prozent der Bevölkerung vor. Die überzähligen Zähne stören den Durchbruch benachbarter Zähne und weisen häufig eine verkrümmte Krone auf.
Zahnengstand durch Weisheitszähne
Weisheitszähne, die vom 17. bis zum 40. Lebensjahr durchbrechen, verursachen nur dann Engstand, wenn sie mindestens um 30 Grad nach vorne gekippt wachsen, also weitaus seltener als bisher angenommen. Ist dies aber der Fall, dann können sie die anderen Zähne bedrängen und zu Zahnfehlstellungen führen, sodass eine Entfernung der Weisheitszähne nötig wird.
Zahnengstand bei Kindern oder sekundärer Engstand
Bei Kindern kann ein frühzeitiger Ausfall der Milchzähne (zum Beispiel wegen Karies) zu Zahnengstand führen: Unter dem ausgefallenen Milchzahn kommt der bleibende Zahn nicht schnell genug nach, infolgedessen rücken die bestehenden Milchzähne in die freigewordene Lücke teilweise ein. Der später nachwachsende bleibende Zahn findet also zu wenig Platz vor und kann sich nicht oder nur schwer in die Zahnreihe einstellen, er kann sogar die Wurzeln der Nachbarzähne schädigen.
Zahnengstand bei Erwachsenen oder tertiärer Engstand
Im Erwachsenenalter kann ein Engstand durch ein verspätetes Kieferwachstum ausgelöst werden. Wächst der Unterkiefer erst spät, schieben sich die Zähne der unteren Zahnreihe weiter nach vorne. Dies kann zu einer Kollision mit den oberen Schneidezähnen beim Zusammenbeißen führen. Die unteren Zähne werden dann nach hinten gedrückt, die Zähne verschieben und bedrängen sich gegenseitig, und es kommt zu einem Engstand der unteren Zahnreihen. Daneben kann der Kiefer bei Erwachsenen mit der Zeit abbauen, woraufhin sich eine Verschiebung des biomechanischen Kräftegleichgewichts zwischen noch im Knochen verankerter Wurzeloberfläche und auf den Zahn einwirkender Kräfte (Zungen-, Wangen, Lippendruck) und somit ein Engstand ergeben können. Ein Engstand kann darüber hinaus auch durch die natürliche Wanderungstendenz der Backenzähne nach vorne sukzessive bewirkt werden.
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Folgen des Zahnengstandes
Neben dem ästhetischen Defizit, das mitunter auch zu psychischen Problemen führen kann, sind asymmetrische Abnutzung durch ungünstiges Aufeinandertreffen beim Zusammenbeißen und eine erschwerte Zahnhygiene die gravierendsten Folgen eines Zahnengstandes. Die Zahnbürste und andere Hilfsmittel der täglichen Zahnhygiene dringen nicht mehr zu allen Stellen der verschachtelten Zahnstruktur vor, wodurch es zu weiteren Erkrankungen wie Karies und Parodontitis kommen kann. Außerdem können beim Zahnengstand durch die Fehlstellung der Zähne Probleme bei der Aussprache entstehen.
Behandlung
Abhängig von der Ursache des Zahnengstandes sind unterschiedliche Behandlungsmethoden angeraten.
Behandlung bei Kindern
Bei Kindern, deren Kieferwachstum noch nicht abgeschlossen ist, kann dieses angeregt werden, und zwar mithilfe loser oder festsitzender Apparaturen wie zum Beispiel einer sogenannten aktiven Platte. Eine weitere Möglichkeit besteht in der vorsichtigen Beschleifung der seitlichen Milchzähne. Durch die Beschleifung wird die Breite der Zähne verringert, um so mehr Platz für die durchbrechenden Zähne zu schaffen, denn die kleinen Backenzähne (die so genannten Prämolaren), die den seitlichen Milchzähnen nach Ausfall folgen, sind schmaler als die Milchzähne. Daneben können auch die Backenzähne nach hinten bewegt werden. Dies wird durch ein Headgear (einen Außenbogen) bewerkstelligt oder durch innenliegende, sogenannte minipingetragene Systeme, die von außen unsichtbar sind. Nützen all diese Maßnahmen nichts, müssen Milchzähne gezogen werden, um Platz zu schaffen.
Behandlung bei Erwachsenen
Auch bleibende Zähne bei Erwachsenen können behutsam durch Politur schmaler gemacht werden, um Platz in der der Zahnreihe zu schaffen: Der bearbeitete Zahnschmelz wird nach dem Eingriff fluoridiert und gehärtet. In aller Regel entstehen dadurch keinerlei Nachteile für die Widerstandsfähigkeit des betroffenen Zahns. Alternativ kann bei kleineren Fehlständen auch eine transparente Schiene eingesetzt werden zur Korrektur. Das Ziehen von Zähnen ist auch bei Erwachsenen stets die letzte Option.
Behandlung bei überzähligen Zähnen
Überzählige Zähne, die zunächst als kleine Irrläufer sichtbar werden, lassen sich im Zuge eines unkomplizierten Eingriffs meist problemlos entfernen. Geschieht dies gleich im Frühstadium des Wachstums, dann Verläuft die weitere Zahnentwicklung meist ohne Probleme. Werden überzählige Zähne erst spät entfernt, sind aufwendigere kieferorthopädische Maßnahmen von Nöten, um die entstandene Lücke und den Engstand schließlich erfolgreich zu korrigieren.
Die Kosten
Je nach kieferorthopädischer Indikation übernehmen die Kassen bei Jugendlichen die Kosten, um einen Zahnengstand zu beheben, wenn eine Leistungspflicht der GKV in den Indikationsgruppen 3 bis 5 besteht. Erwachsene zahlen die Kosten für kieferorthopädische Maßnahmen meist selbst und bekommen nur selten und in Härtefällen Zuschüsse von der gesetzlichen Krankenkasse. Eine Zahnzusatzversicherung ist in der Regel sinnvoll, da leistungsstarke Tarife die Kosten für kieferorthopädische Behandlungen teilweise oder sogar in voller Höhe trägt und so eine Korrektur der Engstandes ohne oder mit wenig eigenem finanziellen Aufwand ermöglicht, der schnell einige tausend Euro ausmachen kann. Grundsätzlich sollten die Behandlungsoptionen mit dem Kieferorthopäden besprochen werden, der auch zu den Kosten beraten kann und einen Heil- und Kostenplan erstellt. Eine Zahnzusatzversicherung kann aber nicht mehr abgeschlossen werden, wenn die kieferorthopädische Behandlung konkret angeraten ist.