Labialtechnik
Was versteht man Labialtechnik?
Der Begriff „Labialtechnik“ beschreibt kieferorthopädische Behandlungsmethoden mit festsitzenden Apparaturen (festen Spangen), die aus Brackets, Bändern und Drahtbögen bestehen. Im Unterschied zur Lingualtechnik, bei der die Komponenten sich unsichtbar an den Zahninnenseiten befinden, werden die Brackets an der Außenseite der Zähne unterhalb der Lippen befestigt.
Komponenten
Festsitzende labialtechnische Apparaturen (feste Spangen) bestehen aus Metallringen um die hinteren Backenzähne, Brackets auf den Außenflächen der Zähne und einem umlaufenden Drahtbogen. Mit dieser Technik sind im Unterschied zu herausnehmbaren Zahnspangen alle denkbaren Zahnbewegungen möglich, und selbst extreme Fehlstellungen lassen sich korrigieren. Zudem können damit Lücken nach einer Zahnentfernung geschlossen werden, und verlagerte Zähne können eingestellt werden. Neben herkömmlichen Metallbrackets sind heute auch Miniaturbrackets aus Metall und wesentlich unauffälligere Keramikbrackets erhältlich. Ästhetisch noch ansprechender lässt sich die Spange durch kunststoffbeschichtete weiße Bögen gestalten. Größerer Tragekomfort und effektivere Resultate und kürzere Behandlungszeiträume werden durch selbstligierende Brackets erreicht.
Herstellung
Labialltechnische Apparaturen werden innerhalb eines aufwendigen Verfahrens in einem kieferorthopädischen Labor gefertigt, wobei Gipsmodelle und Übertragungsschienen zum Einsatz kommen. Nach einer professionellen Zahnreinigung und einer chemischen Konditionierung zur Verbesserung der Haftkraft werden die Brackets schließlich möglichst exakt am Zahnschmelz verklebt (indirekte Klebetechnik mit Hilfe der Übertragunsschiene) und der erste Führungsbogen wird in die Slots (Einkerbungen der Brackets) eingesetzt.
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Verlauf der Behandlung
Nach dem Einsetzten der labialtechnischen Apparatur werden im Verlauf mehrerer Monate in regelmäßigen Abständen neue Führungsbögen unterschiedlicher Dimensionierung und davon ausgehender unterschiedlicher Krafteinwirkung eingebunden (ligiert). Es sind aber bereits selbstligierende Brackets entwickelt worden, die die Behandlung entschieden erleichtern.
Anwendungsgebiete
Labialtechnik kann bei Drehstand von Zähnen, bei Wurzelkippungen und vielen weiteren kieferorthopädischen Indikationen zum Einsatz kommen, und zwar sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.
Vorteile der Labialtechnik
Sprechstörungen wie Lispeln und Irritationen der Zunge, die nach dem Einsetzen ligualtechnischer Apparaturen zeitweilig auftreten können, sind bei der Labialtechnik ausgeschlossen. Außerdem treten weniger Störungen bei der Okklusion, dem Kontakt zwischen Unter- und Oberkiefer beim Zusammenbeißen, auf.
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Nachteile der Labialtechnik
Der hauptsächliche Nachteil labialtechnischer Verfahren gegenüber lingualtechnischen Maßnahmen besteht natürlich in ihrer ästhetischen Unterlegenheit, da sie trotz deutlicher Weiterentwicklung natürlich für die Außerwelt deutlich wahrnehmbarer sind. Außerdem geht mit ihnen der Nachteil einher, dass die schädigende Angewohnheit des Zungenpressens nicht abgewöhnt wird. Zahnlücken, die durch das Pressen verursacht wurden, können so nicht so rasch geschlossen werden.
Kosten der Labialtechnik
Die Kosten für labialtechnische Maßnahmen werden bei entsprechender Indikation (im Unterschied zu den höheren Kosten für lingualtechnische Maßnahmen) von den gesetzlichen Kassen getragen. Werden privatärztliche Komponenten gewünscht, die über die kassenärztlich indizierte Versorgung hinausgehen, kann eine Zahnzusatzversicherung die Kosten tragen.